KoLBi - Kohärenz in der Lehrer*innenbildung

Reflektiertes Selbstverständnis der Religionslehrerpersönlichkeit von Praxissemesterstudierenden angesichts vielfältiger Erwartungen

Promotion (Didaktik katholische Theologie)

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Hannah Große-Wilde

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"Glauben Sie denn selbst an die leibliche Auferstehung?" Dieser und ähnlich persönlichen und kritischen Schülerfragen stehen Religionslehrkräfte und Studierende im Praxissemester häufig zum ersten Mal gegenüber. An solchen Fragen lassen sich exemplarisch die besonderen Erwartungen an Religionslehrkräfte verdeutlichen. Die Schülerinnen und Schüler erwarten authentische Stellungnahmen seitens der Lehrkraft, in die persönlich angeeignete Wissensbestände, (fragmentarische) Glaubensüberzeugungen und ggf. kritische Solidarität mit der Kirche miteinfließen. Es wird deutlich, dass Religionslehrkräfte in Beziehung zu mindestens vier Partnern stehen: in Beziehung zu ihren Schülerinnen und Schülern, zum Evangelium, zur Theologie als Wissenschaft und zur Institution Kirche (Mendl 2016). In Bezug auf alle Beziehungspartner werden spezifische Erwartungen an die Lehrkräfte gestellt, die im Fall der Institution Kirche auch durch normative Vorgaben bestimmt sind, wie sie in Sprachbildern wie z.B. "Zeuge des Glaubens" "Mittler", "Brückenbauer" (Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 2005) zum Ausdruck kommen. Die Beziehung zu diesen vier Partnern zu reflektieren und sich selbst zu positionieren, erscheint dabei als die Schlüsselkompetenz auf dem Weg zur Ausbildung einer Religionslehrerpersönlichkeit (Mendl 2016; ähnlich auch Heil und Riegger 2017).

Das geplante Projekt soll im Begleitseminar zum Praxissemester für alle Lehramtsstudierenden der katholischen Theologie angesiedelt werden. Es soll ein Seminarkonzept entwickelt werden, das ausgehend von den persönlichen Erfahrungen der Studierenden während des Praxissemesters religionsdidaktische Fälle generiert. Diese Fälle sollen es den Studierenden ermöglichen, ihr Selbstverständnis als Religionslehrerpersönlichkeit zu reflektieren. Dabei ist die Fallarbeit besonders gut geeignet, um Theorie und Praxis miteinander zu verbinden, indem in der Schulpraxis gemachte Erfahrungen theoretisch durchdacht und wiederum praktisch in der Fallarbeit angewendet werden. Auch kann durch die Komplexitätsreduktion der Wirklichkeit in der Fallarbeit der Fokus auf den Erwerb bestimmter Kompetenzen gerichtet werden, die für ihre "berufliche Identität und Spiritualität" (Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 2011) besonders relevant sind (Heil und Riegger 2017). Auch aus motivationspsychologischer Sicht würde die Arbeit an Fällen mit dem Ziel der Anbahnung einer Lehrerpersönlichkeit einen entscheidenden Vorteil bringen, denn die von den Studierenden zu Beginn des Studiums überwiegend vorherrschende intrinsische Motivation für das Studium (Riegel und Mendl 2011; Brieden und Reis 2018) könnte so (wieder) aufgenommen werden.

Literatur

Brieden, Norbert; Reis, Oliver (Hg.) (2018): Glaubensreflexion - Berufsorientierung - theologische Habitusbildung. Der Einstieg ins Theologiestudium als hochschuldidaktische Herausforderung. Berlin, Münster: Lit (Theologie und Hochschuldidaktik, Band 8).

Heil, Stefan; Riegger, Manfred (2017): Der religionspädagogische Habitus. Professionalität und Kompetenz entwickeln - mit innovativen Konzepten für Studium, Seminar und Beruf. 1. Auflage. Würzburg: Echter.

Mendl, Hans (2016): Helden, Novizen, Zeugen? Beziehungsfähigkeit und Reflexivität als Basiskompetenzen von Religionslehrenden. In: Religionspädagogische Beiträge (74), S. 81-92.

Riegel, Ulrich; Mendl, Hans (2011): Studienmotive fürs Lehramt Religion. In: Zeitschrift für Pädagogik und Theologie (63), S. 344-358.

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.) (2005): Der Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen. Bonn (Die deutschen Bischöfe, 80). Online verfügbar unter https://www.dbk-shop.de/media/files_public/qphmlcldsmh/DBK_1180.pdf, zuletzt geprüft am 26.05.2018.

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.) (2011): Kirchliche Anforderungen an die Religionslehrerbildung. Bonn (Die deutschen Bischöfe, 93). Online verfügbar unter http://www.katholische-theologie.info/Portals/0/docs/0.%20KiAnford%20%204-2011.pdf, zuletzt geprüft am 30.05.2018.

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